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Beschränkung

Kannst Du das Schönste nicht erringen,
so mag das Gute Dir gelingen.
Ist nicht der große Garten Dein,
wird doch ein Blümchen für Dich sein.

Nach Großem drängts Dich in der Seele?
Dass sie im Kleinen nur nicht fehle!
Tu heute recht – so ziemt es Dir;
der Tag kommt, der Dich lohnt dafür !

So geht es Tag für Tag; doch eben
aus Tagen, Freund, besteht das Leben.
Gar viele sind, die das vergessen;
man muss es nicht nach Jahren messen.

Eduard von Bauernfeld

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein neues Jahr, in dem wir trotz verhüllter Gesichter, Abstandsmessungen und exzessivem Händewaschen, trotz aller Einschränkungen und Ängste an jedem einzelnen Tag das Schöne entdecken.

Machen wir ein gutes Jahr daraus.

Eure Anhora

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Bild: Wegweiser zum „Dorf über den Engelelochweg, Benutzung auf eigene Gefahr“ bei Ravensburg, (c) Anhora

Das neue Jahr

Das letzte Kalenderblatt ist abgerissen, wir stehen parat für einen neuen Anlauf im Zeitenkreislauf. Noch ein kurzer Blick zurück und wir sehen Menschen, die kamen und gingen, Dinge, die anders geworden sind. Das Leben bleibt nicht stehen.

Wer sich aber vergangene Zeiten zurückwünscht, in denen man sich angeblich noch auskannte – und das tun derzeit viele – dem möchte ich die Abbildung unten nahelegen. Nur so als Beispiel. Dann frage ich die Konservativen und Bewahrer aller Länder, ob sie vielleicht auch wie ich einen USB-Stick mit 30 GB am Schlüsselring herumtragen. Oder ein Smartphone voller Musik und Bilder.

Ich könnte auch an den medizinischen Kenntnisstand vergangener Tage erinnern (zum Beispiel Krebsforschung) , oder an die politische Lage (zum Beispiel Kalter Krieg), aber davon gibt es keine lustigen Bilder.

Ich wünsche euch allen also ein gesundes, glückliches neues Jahr und einen offenen Geist für die Veränderungen, die es bringen wird. Lasst uns das Gute darin erkennen, die Möglichkeiten nutzen und Herausforderungen anpacken. „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“ sagte schon Aristoteles.

1956: Eine Festplatte mit 5 MB wird in ein Flugzeug verladen. Sie bietet genug Speicherplatz für beispielsweise ein Weihnachtsbild mit Tante Hilde und Onkel Ernst.

Ich bedanke mich von Herzen bei allen meinen Lesern hier. Es sind viele dazugekommen im vergangenen Jahr – ohne euer Interesse und Mitmachen wäre hier tote Hose. Das Schreiben für euch, der Austausch und eure eigenen Blogbeiträge machen mir so viel Freude.

Danke, danke, danke!

 

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

aus: „Stufen“ von Hermann Hesse

 

Bild

Nach langer Pause wieder einmal ein lieber Gruß an meine Leser. Ich wünsche euch ein beherztes Hinaufsteigen auf die Stufen, die in diesem Jahr auf euch warten und die euch weiterbringen werden. Habt ein gesundes, zufriedenes und glückliches neues Jahr!

Richtungsweisend fürs neue Jahr

Zu Beginn des neuen Jahres tat ich etwas, was ich sonst nie tue. Die Vorsätze und Wünsche, die um Silvester herum von überall her um einen herumflattern, steckten mich vielleicht an, oder mir war einfach durch eine gerade angebrochene neue Zeiteinheit nach Reinigung und Kontemplation. Jedenfalls legte eine ich mich am Neujahrstag in die Badewanne.

Eine derart zeitraubende Prozedur zur Körperreinigung ist in meinem Tagesprogramm in der Regel nicht vorgesehen, die Verschwendung von so viel heißem Wasser schon gar nicht. Aber mir war auf einmal nach gründlichem Aufweichen und Ablösen all dessen, was da haftete. Mir war nach Erwärmung, nach dem Freiwerden zusammengepresster Schulter- und Nackenmuskeln, mir war nach Kontemplation.

Also versank ich im Duft von tetesept „Abendruhe“, obwohl es morgens war (ich hatte kein anderes Badeöl zur Hand) und entschied nach einer Weile, dass ein wesentlicher Bestandteil von 2013 das Hinhorchen sein wird auf das, was mir selbst zugute kommt, auch wenn es sonst niemandem dient. Aber das nehme ich mir jedes Jahr vor und mit mir wahrscheinlich Millionen von Frauen, es bedarf keines Vollbades, um darauf zu kommen. Ich sann auf Originelleres, doch es fiel mir nichts ein und so stieg ich nach einer Stunde ergebnislos wieder aus dem Wasser.

Während ich mich dampfend in ein Badetuch hüllte, erkannte ich immerhin, dass mein genereller Anspruch, alles müsse zu etwas nütze sein, mir im Weg steht. Darüber lohnt es sich nachzudenken, dachte ich und legte mich aufs Sofa, um mir kluge Gedanken darüber zu machen. Darüber bin ich sofort eingeschlafen. Probieren geht über Studieren.

Ideen zum Jahreswechsel

Nimm dir Zeit um zu arbeiten,
es ist der Preis des Erfolges.

Nimm dir Zeit um nachzudenken,
es ist die Quelle der Kraft.

Nimm dir Zeit um zu spielen,
es ist das Geheimnis der Jugend.

Nimm dir Zeit um zu lesen,
es ist die Grundlage des Wissens.

Nimm dir Zeit um freundlich zu sein,
es ist das Tor zum Glücklichsein.

Nimm dir Zeit um zu träumen,
es ist der Weg zu den Sternen.

Nimm dir Zeit um zu lieben,
es ist die wahre Lebensfreude.

Nimm dir Zeit um froh zu sein,
es ist die Musik der Seele.

(aus Irland)

Danke euch allen für die Besuche auf diesem Blog! Die Welt im Flachbildschirm ist jedenfalls in Ordnung: Es gibt Wissen, Inspirationen und vor allem nette Leute. Schön, für euch zu schreiben!

Fürs neue Jahr wünsche ich euch Ideen, die begeistern und Zeit für das, was euch voranbringt und glücklich macht.

Herzliche Grüße
Anhora

Das Phantomregiment

Der Klang der Orgel schmettert gegen die Kirchenwände und wird zurückgeschmissen, dass es bebt in unseren Ohren. Wuchtig taucht ein Regiment aus dem Nebel auf. Erst hören wir fern die Fanfare, dann kommen Stiefelschritte näher und jetzt ziehen Schemen an uns vorbei. Eisern. Wie das Leben. Wir betrachten es halb mit Angst vor dem, was es bringt, halb mit Lust zu sehen, wohin es geht.

Die Musik wird getragen von Moll, wenn auch die Hauptmelodie gern harmlos spielt in Dur. Doch dahinter bleibt es ungenau, dunkel, melancholisch. Die Töne schwellen an und ich folge dem Takt der Marschierenden, die blicklos nach vorne stapfen, weiter und weiter, dann verschwinden sie. Es hallt nurmehr dünn, leise, ein einzelner Ton führt jetzt das Stück. Noch einmal wird er an die Hand genommen durch weitere Orgelstimmen, dann die Fanfare, ein letztes Mal und weit weg – vorbei.

Leroy Anderson, lese ich im Programm. Nie gehört den Namen. Grandios. Beim Silvesterkonzert in der Kirche, das im örtlichen Veranstaltungskalender noch nicht mal erwähnt worden war.

Zum Abschluss

Rückschau: Was prägte dieses Jahr? Eine Bankenkrise, der erste schwarze US-Präsident, die Abwrackprämie, Michael Jackson ist tot.

Was prägte mich? Im Februar eine schmerzhafte OP an den Füßen (Hallux) und dass ich im Anschluss meine Arbeit verlor. Nicht wegen dem Hallux, sondern weil ich nicht gekuscht habe oder was weiß ich. Verstehen kann ichs bis heute nicht.

Eine neue Stelle hatte ich ein paar Wochen später gerade angetreten, da wurde einer meiner Söhne in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Ich war von da an wie ein Zug, der führerlos aber doch auf den richtigen Gleisen weiter raste. Mein Leben bestand aus dem Jungen in der Klinik, aus Einarbeitung und aus der Familie.

Die neue Arbeitsstelle war auch nicht einfach. Etwas lag in der Luft, und es lähmte mich. Der Umgangston war nicht immer freundlich. Aber ich hielt durch. Ohne Urlaub und ohne bis heute einen einzigen Tag gefehlt zu haben. Seit Herbst nehme ich ein gutes Medikament und lasse mir psychologisch helfen. Jetzt geht es allmählich aufwärts. Eine lange Aussprache in der Firma hat außerdem viel Druck weggenommen, und Ende November kam mein Sohn aus der Reha zurück. Seine Zukunft liegt vor ihm mit vielen Fragenzeichen, aber er ist stark. Er wird es schaffen.

Was nehme ich mit ins neue Jahr? Am liebsten nichts. Ich möchte alles zurücklassen und neu beginnen. Meine Kinder haben jedoch einiges im Gepäck aus 2009. Einen USA-Aufenthalt und beste Aussichten im Berufsleben, einen erfolgreichen Bachelor-Abschluss und danach einen Platz an der Uni, eine gut bestandene schriftliche Ausbildungs-Prüfung und sein Leben an sich, Talent und Leidenschaft fürs Klavierspielen, einen wachen Geist. Das behalten wir bei uns, und da fällt mir ein – etwas will ich doch mitnehmen ins Jahr 2010: die Liebe einiger Menschen, ohne die ich das alles nicht ausgehalten hätte.

Euch allen wünsch ich einen guten Rutsch, danke fürs Mitlesen hier und viel Glück im neuen Jahr. Möge es keine Überraschungen bringen, sondern nur das, was ihr plant und euch wünscht.