Blick auf den Hegau, eine Vulkanlandschaft im Süden Baden-Württembergs.
Ich wünsche euch ein entspanntes Wochenende!
Unser WLAN ist ein Stubenhocker. Es funkt fleißig in der Wohnung herum, doch bis auf den Balkon schafft es nur eine winzige Abordnung an Datensignalen. Nicht genug jedenfalls, um am Internet Freude zu haben. Da aber Sommer ist und das Leben mehr im Freien stattfindet, lasse ich das Tablet eben drinnen und nehme lieber Bücher mit nach draußen (die Ladezeiten der Seiten sind unschlagbar, auch auf dem Balkon). Deshalb ist es zurzeit ruhig in meiner Bloghütte.
Ich wünsche allen einen entspannten Nachmittag! 🙂
„Aa swei bitte.“
„Aa swei, ja.“
So klingt es, wenn im Asia-Imbiss ein Engländer bei einer Chinesin das Gericht A 2 bestellt. Wir sind gerade fertig mit ein paar Besorgungen und bringen Taschen und Kälte in den kleinen Gastraum. Hinter dem vollgestellten Tresen steht ein Mädchen mit pechschwarzem Pferdeschwanz, das jetzt auch meine Bestellung aufnimmt („Aa fumpf“) und dann etwas über die Schulter ruft. Ihre Sprache klingt in meinen Ohren ungeschmeidig, die Stimme harsch und es will nicht zu dem anmutigen Gesichtchen passen wie so oft bei Chinesinnen. Ein blasser Junge hebt hinter ihr den Kopf und die Schlitze seiner Augen werden noch schmaler, als ihm auf chinesisch „A 2“ und „A 5“ befohlen wird. Er nickt heftig und windet sich sofort wieder zwischen Woks und Gefrierschrank in der winzigen Küche.
Wir werfen die Mäntel über einen Stuhl, quetschen uns an den einzigen freien Tisch (es gibt nur drei) und besprechen den anstehenden Termin beim Steuerberater. Das Gespräch muss auf englisch übersetzt werden und ich bin zappelig. Während mir assets and liabilites nicht auf deutsch einfallen will, tönt es von der Theke her: „Aa swei? Aa fumpf?“ Der geliebte Brite springt auf und holt die dampfenden Teller. Ich koche ausgesprochen gern und experimentiere ständig, aber so wie dieser kleine Laden krieg ich es nie hin. „Haben Gabel?“ Soll und Haben. Jetzt fällts mir wieder ein. Vermögen und Verbindlichkeiten, Aktiva und Passiva, Assets and liabilities. Habe jetzt aber nur Hunger.
Da es sonst niemand tut, lobe ich mich selbst: Eine ganze Woche ohne Tabakqualm liegt hinter mir! Der Entzug manifestierte sich nur in anhaltend schlechter Laune, und das konnte in den ersten Tagen vom dauerverregneten Juni-Beginn herrühren. Seit dem Sommereinbruch vor drei Tagen wurde es allerdings kaum besser, dabei quält mich kein Druck, eine Zigarette haben zu müssen. Was mir fehlt, sind die Inseln. Aus meinen überfrachteten Alltagen hatte ich wenigstens minutenlang dorthin flüchten können, eine Rauchpause ist eben eine Pause, ein zeitlich begrenztes Innehalten, ein Bremsmanöver mit Haltegriff, eine Art (absurder geht’s nicht) Luftholen.
Nun renne ich unterbrechungslos von Hektik und Druck bei der Arbeit zur alten Wohnung meiner Mutter, zu Restmöbel-Entsorgung, Renovierungsbedarf und Mieteransprüche sowie zu Schriftkram und Erledigungen in ihrer neuen Wohnung. Selbst wenn ich ein paar Minuten lang in der Sonne stehe zur Mittagszeit oder am Abend – ich weiß nicht, was ich dort anfangen soll. Ich komme nicht runter. Es gibt keinen Ersatz.