Neulich in der Mittagspause: Ich gehe durch eine Grünanlage zur nahegelegenen Bäckerei. Es ist heiß, ich ziehe meine Bluse etwas vom Körper weg und fächle meinem Bauch Luft zu.
Weiter entfernt sehe ich zwei Teenager, die in der prallen Sonne auf einer Parkbank sitzen. Das Mädchen trägt lange Leggings, darüber eine Tunika bis an die Waden und ein buntes Tuch um den Kopf, das nur ihr Gesicht frei lässt. Der Junge neben ihr in T-Shirt und Shorts streicht sich die verschwitzten schwarzen Haare aus der Stirn.
Mein erster Gedanke ist: Dürfen die das? Ich meine, ein muslimisches Pärchen auf einer Parkbank ohne Begleitpersonal? Es handelt sich also entweder um ein sehr junges Ehepaar oder um Geschwister.
Dann frage ich mich, wie Frauen in islamischen Ländern es aushalten, in heißen Ländern so gekleidet zu sein.
Und drittens: Warum gehen sie nicht in den Schatten?
Es ist eben eine ganz andere Kultur, denke ich mir, sie kennen es nicht anders – bis ich näher an die beiden herankomme. Der Junge hat sich mit den Ellbogen auf die Knie aufgestützt, während sie energisch auf ihn einredet. Sie spricht akzentfrei Deutsch.
Verdattert gehe ich an ihnen vorbei. Wenn die beiden jetzt aufstehen und an den Bratwurststand gegenüber beim Supermarkt gehen und das Mädchen dann anfängt, mit den herumstehenden Jungs herumzualbern, dann fange ich mit meiner Einschätzung von Muslimen nochmal von vorne an. Aber sie bleiben sitzen, und ich wende mich einfacheren Fragen des Lebens zu: Nehme ich einen Joghurt mit frischen Pfirsichstücken oder einfach nur ein Eis?