Wir saßen in der Schalterhalle und ich hörte kein Glöckchen. Ich hörte eine Lerche, die aus dem Käfig entkommen war und nun auf dem Fensterbrett jubelte. „La Campanella“. So heißt die Etüde von Franz Liszt, die gestern unter anderem gespielt wurde bei einem Konzert, das in der örtlichen Bank stattfand. Der Flügel stand dort, wo es zu den Büros geht, eine Japanerin beugte sich über die Tasten, jagte mit schmalen Händen nach links und nach rechts und trug die Besucher, die auf den Stuhlreihen um sie herum Platz genommen hatten, davon. Bei den Klängen dieses Stücks fühlte ich mich auf einmal so frei, dass es meinen Nerven zuviel wurde und ich fing an zu weinen. „La Campanella“. Das Glöckchen. Für mich eine Lerche, wie gesagt.
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Gespielt von Valentina Lisitsa