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Siesta

Egal ob Mittagshitze oder nicht – der Spanier braucht nachmittags seine Ruhe. Zu dieser Tageszeit sind nur vereinzelt Touristen unterwegs, die Einheimischen wie ausradiert. Selbst bei der Besichtigung eines kleinen Klosters werden wir um dreizehn Uhr rausgeworden: Siesta. Um vier dürfen wir wiederkommen. Läden lassen die Jalousien herunter, Cafes und Tapas-Bars bleiben nur in Hotels und größeren Städten geöffnet. Und wenn man dort dann am Nachmittag auftaucht, wird man nicht gerade überschüttet mit Freundlichkeit. Nur die herrlich vollgestopften Asia-Shops – die haben immer auf.

Als gelernter Urlauber ist man von Touristenstädten gewohnt, dass die Geschäfte Umsatz machen wollen, dass die Menschen leben wollen von den ausländischen Gästen. Ihre Auslagen stehen Tag und Nacht vor geöffneten Türen und man braucht nur einen Moment zu verharren, schon zeigt sich eine Verkäuferin oder ein Verkäufer.

In Spanien scheint Umsatz nicht erste Priorität zu haben. Vielleicht steht das Zusammensein mit der Familie an oberster Stelle, oder ausreichend Schlaf, oder der berühmte spanische Stolz („Behalt deine Kröten, ich bin nicht darauf angewiesen“), ich weiß es nicht. Egal. Ich muss nicht alles wissen. España es diferente.

Muh!

Diese fröhliche Wandmalerei entdeckte ich letzte Woche in Huelva. Und da fiel mir Mallybeau ein, die Wiederkäuerin von der BLOGHÜTTENALM!

Leider sind meine Spanischkenntnisse miserabel bis nicht-existent, deshalb weiß ich nicht, was die Kuh uns sagen will. Versteht von euch jemand, was in der Sprechblase steht?

Gut gebrüllt, Spanier!

Wir setzen uns in ein kleines Straßenrestaurant in den Schatten, bestellen Bier und Tapas, beobachten die Menschen an den anderen Tischen der umliegenden Restaurants. Wie immer unterhalten sie sich lautstark.

Privatsphäre scheint in Spanien kein schützenswertes Gut zu sein. Wer sich in Restaurants oder Cafes derart vernehmlich unterhält, kann kein Interesse an Diskretion haben. In Deutschland unterhält man sich in der Öffentlichkeit hinter vorgehaltener Hand – in Spanien schreien sich die Leute an, als stünden sie auf dem Fischmarkt.

Wir machen also eine neue Erfahrung in diesem Urlaub: Wenn Menschen zusammentreffen, veranstalten sie einen Heidenlärm und niemanden störts. Es wäre vielleicht spannend, wenn wir die Sprache verstehen könnten, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist alles nur Small Talk und es geht gar nicht darum, was gesprochen wird, sondern dass gesprochen wird.

Es könnte ja sein, dass Gruppenzugehörigeit in Spanien ein wichtiger Wert ist. Oder die Menschen befürchten, dass ihre Anwesenheit ohne einen gewissen Geräuschpegel nicht wahrgenommen wird und dass dann etwas Schlimmes passiert. Oder Einzelgänger werden wie Aussätzige wahrgenommen und man will einen solchen Eindruck unbedingt vermeiden. Ich weiß es nicht.

Nach einer Woche haben wir uns jedenfalls daran gewöhnt und finden die Menschen in Deutschland nach unserer Rückkehr ein bisschen verkniffen.

Essen wie Gott in Spanien

Nach einer Woche in Andalusien kann man natürlich keine Aussagen über das ganze Land machen. Ich rede also nur von einer Beobachtung, die wir in der kurzen Zeit an ein paar wenigen Orten gemacht haben. Und die ist: eine Riesensauerei. Auf den Tischen meine ich, nach dem Essen. Wenn Spanierinnen und Spanier sich vom Essen erheben, hinterlassen sie angebissene Brötchen, halb aufgegessene Teller, Reste im Trinkglas, verstreute Krümel und zerknüllte Papiertücher.

Ihr Leitgedanke ist offenbar nicht wie in Deutschland ein „Sorry, dass ich da bin, ich mach auch möglichst wenig Dreck“, während wir das Besteck auf den Teller legen, die Serviette ordentlich gefaltet dazu, eventuelle Verpackungspapierchen daneben, das Brot haben wir über dem Teller abgebrochen, sodass die Brösel dort landeten und nicht auf dem Tisch.

In Spanien scheint die Idee eine andere zu sein: „Ich war da, es hat geschmeckt und so habe ich viel gegessen. Sieht man ja daran, wie es auf dem Tisch aussieht.“ Und das steckt an. Schon nach wenigen Tagen übten wir es auch, wenngleich wir noch in der Anfängerklasse spielen.


Aber selbst heute, als wir die mitgebrachten Oliven, Schinkenscheiben, Cracker usw. auf dem Tisch ausbreiten, machen wir es wie die Spanier: Wir verteilen bei der Mahlzeit eine Menge Zeug und beeilen uns nicht mit dem Abräumen. Schließlich hats geschmeckt.

Eindrucksvoll

Dienstag: In Sevilla bei über 30 Grad in einer kleinen Plaza im Schatten gesessen. Vor uns ein kühles Glas Bier und Tapas, wir nehmen Anlauf für den Besuch im Alcázar-Palast.

Mittwoch: In München bei 1 Grad plus gelandet. Schnee- und Graupelschauer.

Da träum ich mich doch gleich wieder weg!

Weiter unten kommen ein paar Bilder des Alcázar von Sevilla, doch es sind nur Andeutungen. Man kann dieses Bauwerk weder beschreiben noch in Fotos zeigen, man muss durch die Räume, Innenhöfe, Gärten und Hallen geschritten sein und diese Pracht auf sich wirken lassen. Es ist beispiellos, ich habe so etwas noch nie gesehen.

Das Gebäude war einst eine maurische Festung, auf deren Ruinen im 14. Jahrhundert ein Palast für König Pedro I entstand. Dieser wurde im Lauf der Jahrhunderte immer weiter ausgebaut im Mudéjar-Baustil, der islamische und christliche Elemente harmonisch kombiniert (wenn das im modernen Leben nur auch so wäre). Ins Auge fallen vor allem die typischen geometrischen Muster der maurischen Kunst, die kaum einen Winkel auslässt.

Die Gemächer und Patios blieben trotz der Hitze kühl und wurden angenehm durchlüftet. Allerdings waren sie auch alle hoch, hatten dicke Mauern und keine Fenster. Ideal für eine Siesta also.

Wen’s interessiert: Die Gärten des Palastes waren u.a. Drehort für die Wassergärten von Dorne in der TV-Serie Game of Thrones.

Mehr:
Der Alcázar von Sevilla

Die Mudéjar-Baukunst