Ich schlage eine dieser Hochglanz-Zeitschriften mit einer Mischung aus Lebenshilfe und Einlullen auf: schöne Bilder und schöne Texte für schöne Momente im manchmal unschönen Leben. Zunächst kommen mehrere ganzseitige Fotos: Wehendes Haar mit Frau, Herbstblätter beim Tanzen, weiße Wolken auf dem Weg nach Hause usw. Darunter steht jeweils ein Sinnspruch, damit man nicht gleich so viel lesen muss: „Klarheit bringt der Wind des Wechsels“ zum Beispiel, oder „Den Samen vor sich hertreibend schließt sich der Kreis“, Yin und Yang und sowas. Ich blättere Seite um Seite um und betrachte in andächtiger Versunkenheit die Bilder. Nun folgt eine Seite mit zwei Essigflaschen. „So schön“, ist auch hier mein erster Impuls, aber irgenetwas stimmt nicht. Ach ja, es ist der Spruch: „Jetzt natürlich bei dm“. Damit kann ich nichts anfangen, welche Philosophie ist das denn? Erst nach ein paar Augenblicken kehre ich in die reale Welt zurück und merke, dass es eine Essigwerbung ist.
Man kann alles schön finden, stelle ich fest. Man muss nur in der Stimmung sein. Und etwas Schönes erwarten.
Das war mein Wort zum Dienstag.