Bei meiner Arbeit habe ich viel gelernt in den letzten Jahren, was in einer Bildungseinrichtung nicht überrascht. Ich weiß jetzt zum Beispiel, wie man die Toilette benutzt. Sie befindet sich in unserem Gebäude in einer fensterlosen Kabine, in der sich nach dem Betreten automatisch das Licht einschaltet. Genauso automatisch erlöscht es nach einer Weile wieder und das Dilemma ist, dass ich da manchmal noch sitze.
Wer sich diesen kurzen Intervall ausgedacht und programmiert hat, weiß ich nicht, aber immerhin muss ich heute noch darüber lachen, wie ich einst im Stockfinstern auf der Kloschüssel saß und wild mit den Armen fuchtelte. Das war am Anfang, als ich die Technik noch nicht verstand und versuchte, den Sensor auf mich aufmerksam zu machen. Der stellte sich aber stur und gab kein Signal weiter. Es blieb dunkel.

Ich musste also den Grund meines Aufenthalts an diesem nunmehr nicht nur stillen, sondern auch dunklen Örtchen unter den gegebenen Umständen zum Abschluss bringen und als ich die Kabine verließ, ging das Licht wieder an. Da wusste ich: Man muss die Tür aufmachen.
Künftig hatte ich also bei Sitzungen, die länger als neunzig Sekunden dauerten, die Tür einen Spalt zu öffnen und gleich wieder zuzuwerfen, als spielte ich „Kuckuck“. Das bedeutete: ich musste planen. Im Bedarfsfall prüfte ich nun das Vorlesungsverzeichnis und ermittelte eine günstige Zeit, um die Wahrscheinlichkeit einer unfrequentierten Toilette zu erhöhen und keine gackernden Studentinnen anzutreffen.
Bald fiel mir aber auf, dass ich die Tür gar nicht aufmachen muss – es genügt, den Türgriff herunterzudrücken. Der Sensor ist also gar nicht so blöd, und die Programmierung der Leuchtdauer ist vielleicht der Lausbubenstreich eines Mechatronik-Studenten und übrigens nicht das einzige Beispiel hier, das eine solche Annahme vermuten lässt.
Leider ist meine Arbeitsstelle befristet und wird in drei Monaten enden. Aber ich möchte hier nicht weg. Wo werde ich je wieder solche Studien betreiben können??