Im Herbst vergraben Eichhörnchen Haselnüsse und vergessen drei Minuten später, wo. Ihr Instinkt sagt ihnen später nur, wo welche sein könnten, vergraben durch sie selbst oder andere Eichhörnchen. So kommen alle satt durch den Winter. Die Evolution bevorzugt diese Vergesslichkeit, denn nie aufgefundene Nüsse treiben im nächsten Jahr aus, wachsen zu neuen Sträuchern heran und vergrößern den Lebensraum der Eichhörnchen.
Dass sich dieses Prinzip nur bedingt auf Menschen übertragen lässt, stelle ich in einer groß angelegten Studie gerade unter Beweis. Wer zwei Haushalte zusammenschmeißen muss, hat nämlich selbst nach Abzug von Verkauftem, Verschenktem und Entsorgtem immer noch viel, was gelagert werden muss, um später wiedergefunden zu werden. Dabei kommt man den Lebensgewohnheiten der Eichhörnchen immer näher, je länger die Ein- und Aufräumarbeiten andauern: man stopft die Sachen – allen anfänglich durchdachten und strukturierten Aktivitäten zum Trotz – mit der Zeit nur noch „irgendwo hin“ und vergisst drei Minuten später, wo.
Ein Wiederfindinstinkt ist selbst nach nur einer Woche nicht festzustellen, sodass eine bittere Zeit des Suchens und Fluchens angebrochen ist. Und unser Lebensraum erweitert sich auch nicht. Im Gegenteil. Haushaltsauflösungen haben sich in der Evolution noch nicht niedergeschlagen, aber ich gehe davon aus, dass wir trotzdem gut durch den Winter kommen.
Abb.: Pixabay