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Das liebe Vieh

Heute beim Spazierengehn: Als wir an eine Kuhweide kommen, hebt eins der grasenden Tiere langsam den Kopf und glotzt uns an. Selbst die Kuhkultur unterscheidet sich von Land zu Land, denke ich. Vor wenigen Wochen noch standen wir mitten im weitläufigen Weideland Nordenglands und dort begegneten uns keinen dummgezüchteten Milchkühen wie diese hier, sondern intakte Familien mit Stieren und Jungtieren und Lust am Leben.

Ich dachte noch, etwas weniger Eigenständigkeit wäre mir lieber, denn der Fußweg am Hadrianswall entlang führt ständig durch Weideland. Einmal hatte sich z. B. eine ganze Gruppe von Rindern auf dem Wanderweg aufgebaut und blickte uns beim Näherkommen interessiert an. Wir blieben stehen, konnten nicht ausweichen und die Tiere bewegten sich auch nicht. Schauten nur. Da breitete der geliebte Brite die Arme aus, ruderte langsam auf und ab mit ihnen, als setze er zum Flug an, und schritt voran. Die Rinder überlegten kurz und machten dann bedächtig ein paar Schritte zur Seite. Ich huschte dicht hinter dem Liebsten drein wie Jane, die gerade von Tarzan gerettet wird.

Derlei Mut und Technik braucht es auf unseren Kuhweiden nicht, schon weil keine Kuh frei herumläuft. Die Weideflächen in Süddeutschland sind oft nur Parzellen mit verschiedenen Eigentümern. Von Weitläufigkeit keine Spur und auch bei den Tieren ist ein weiter Geist nicht erkennbar, noch nicht mal irgendein Geist. Wir glotzen also zurück und die Kühe widmen sich wieder ihrer Hauptbeschäftigung: Fressen und verdauen.

Überraschungen sind hier nicht zu erwarten. Für Verblüffung sorgen sowohl im Brexit-England als auch seit heute im AfD-Deutschland vor allem die zweibeinigen Rindviecher.