Österliches

Wieso weiß eigentlich kaum jemand, dass der Osterhase mit Süßigkeiten und Eiern im Gepäck in Deutschland erfunden wurde? Ich wusste es vielleicht einmal, vergess es aber immer wieder. Zur Erinnerung also: Der Brauch soll im Mittelalter in Deutschland entstanden sein und sich von hier ausgebreitet haben. Niederländische Siedlerinnen und Siedler brachten ihn später in die Vereinigten Staaten.

Bemalte bzw. kunstvoll verzierte Eier hingegen gehen auf eine ukrainische Tradition zurück. Pysanka nennt man ein Ei, bei dem durch eine spezielle Wachs- und Farbtechnik Muster und Symbole aufgebracht werden. Die Eier galten galten als Aufruf an die Götter und Göttinnen der Gesundheit und Fruchtbarkeit. Auch dieser Brauch fand durch Auswanderungen seinen Weg in die USA und in die Welt.

Mehr Fun Facts zu Ostern

Liebe Leserinnen und Leser,
ich wünsche euch schöne Ostertage und viel Spaß beim Suchen!

Lichterfest in Ravensburg

„Das sind zu viele Lichter“, hat noch nie jemand gesagt!

Drachen, Astronautin und Raumschiff, Wolken, Engelsflügel und Kranich – über hundert Leuchtfiguren wurden gestern durch die Ravensburger Innenstadt getragen und strahlten eine Magie aus, der man sich nicht entziehen konnte.

Das Lichterfest ist ein Fest des Miteinanders. Jeder konnte bei diesem „Community Art-Projekt“ mitmachen, ob als Einzelperson oder in Gruppen.
Geht doch! Menschen können zusammen so viel Schönes erschaffen.

Eine Gruppe von ukrainischen Flüchtlingen hat u.a. diese Friedenstaube gebaut.

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Mehr dazu:
https://kapuziner.info/lichterfest-ravensburg-das-event/

Loslassen

Was wir loslassen können, bestimmt, wie hoch wir fliegen.

In diesem Zusammenhang hat mir jemand erzählt, dass an manchen Küsten gelegentlich tote junge Fischadler gefunden werden, die nicht loslassen konnten. Wenn sie einen Fisch gefangen hatten, der zu schwer war, um damit zu fliegen, haben sie ihn trotzdem in ihren Krallen festgehalten und sind mit ihm ertrunken.
Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber:

Euch wünsche ich ein gesundes und fröhliches neues Jahr
ohne unnötigen Ballast!

Auf den Bildern man übrigens keine Fischadler, sondern gewöhnliche Möwen am Bodensee. Um die muss man sich aber keine Sorgen machen. Die ertrinken nicht. Sie fressen und kreischen und kacken den ganzen Tag. 😅

Zimmerreise 8/2021: P wie Prinzessin

Da Reisen wegen Corona lange kompliziert oder unmöglich waren, ruft puzzleblume seit einiger Zeit zu Zimmerreisen auf. Wenn man genau hinschaut, gibt es nämlich auch zu Hause viel zu entdecken und Spannendes zu erzählen. In der momentanen Etappe sind Reiseziele mit dem Anfangsbuchstaben P, Q und R an der Reihe.

Diese Skulptur stammt vom Nikolausmarkt. Meine Mutter liebte den kleinen Markt am Ort, und da sie schlecht gehen konnte, begleitete ich sie in ihren letzten Jahren. Sie kaufte mir immer etwas, wie einem Kind: Perlenketten, eine Bratwurst, Maroni oder einen Glühwein.

Ob sie auch diese Prinzessin kaufte oder ich selbst, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich nur, dass wir an einem Töpferwarenstand zwischen Tellern und anderem Geschirr standen, mittendrin befand sich diese Skulptur. Sie schaute mich an, als müsse ich doch auch sehen, dass sie einen besseren Platz verdient als diesen. Ich erkundigte mich nach dem Preis. Die Standbesitzerin holte sich aber gerade etwas vom Crêpe-Wagen und die Vertretung wusste nicht Bescheid. Da ich so großes Interesse zeigte, entschied sie schließlich selbst: 15 EUR.

Kann fast nicht sein, dachte ich, fragte aber nicht nach, sondern ließ die Prinzessin einwickeln und nahm sie sofort mit. Vielleicht wurde sie unter Preis verkauft, womöglich war die Standbesitzerin später verärgert. Ich machte mich jedenfalls schnell aus dem Staub, soweit das mit einer gehbehinderten Frau am Arm möglich ist. Seither denke ich daran, dass der Preis vielleicht nicht stimmte und ich hätte zurückgehen sollen.

Zur Wiedergutmachung halte ich sie besonders in Ehren. Sie ist ja schön, aufwendig gearbeitet. Jahrelang stand sie im Wohnzimmer und überlebte sogar den letzten Umzug. Jetzt darf sie im Schlafzimmer Platz nehmen.

Mir gefällt das Durcheinander an Stilrichtungen: Die vollen Lippen und Ohrringe deuten auf afrikanische Wurzeln hin. Die grünen Augen mit dem hypnotischen Blick allerdings nicht, und schon zehnmal nicht das goldene Krönchen. Sie ist eben, wie die meisten von uns sind: Von allem ein bisschen.

Ich schau sie gerne an, rücke dann mein eigenes Krönchen zurecht und denke: Das Leben ist bunt.

Keramik
Um Keramik herzustellen mischt man Ton, Lehm und Wasser zu einer weichen Masse, die man mit den Händen formen kann. Das Ergebnis wird getrocknet und dann bei hohen Temperaturen im Ofen gebrannt.

Ton ist nichts anderes als zerriebenes Gestein, das Wasser speichern kann. Ist es gesättigt, wird kein weiteres Wasser mehr durchgelassen. Die heutigen Tonlager sind vor vielen Millionen Jahren entstanden.
Lehm besteht aus Ton und Sand. Er wird seit rund 10.000 Jahren z.B. für luftgetrocknete Lehmziegel oder Lehmputz verwendet.

Die Herstellung von Keramik gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Welt, erfunden wurde es etwa im 10. Jahrtausend v. Chr. in Mali. Vermutlich hatte man entdeckt, dass die als Unterlage für ein Feuer verwendete getrocknete Lehmplatte durch die Hitze härter wurde und danach von Wasser nicht mehr gelöst werden konnte.
Heutzutage verwenden wir Keramik nicht nur als Geschirr, sondern auch in Zahn-Inlays, künstlichen Hüftknochen, Zündkerzen im Auto oder als Hitzeschilde an einem „Space Shuttle“.

Zimmerreise 7/2021: O wie Orchidee

Da Reisen wegen Corona lange kompliziert oder unmöglich waren, ruft puzzleblume seit einiger Zeit zu Zimmerreisen auf. Wenn man genau hinschaut, gibt es nämlich auch zu Hause viel zu entdecken und Spannendes zu erzählen. In der momentanen Etappe sind Reiseziele mit dem Anfangsbuchstaben N oder O an der Reihe.

In meinem früheren Büro stand eine Orchidee. Die Eltern eines Kollegen hatten sie vorbeigebracht, als Dank an das Team für die große Anteilnahme. Ihr Sohn – unser Kollege, der öfters unter einem Schreibtisch zu finden gewesen war, schnaufend, in Kabel verheddert, bis er irgendwann hervorkroch und fröhlich rief: „Jetzt sollte der Computer funktionieren!“ – dieser Sohn und Kollege war tot. Er starb von einem auf den anderen Tag an Herzversagen, Mitte Vierzig war er geworden.

Die Orchidee stand also auf der Emfpangstheke, wunderschön anzusehen. Ich dachte bei ihrem Anblick immer an die Eltern und wie es ihnen wohl geht, und an den Kollegen, der aus einem blühenden Leben gerissen worden war.

Dann hatte ich Urlaub. Als ich zurückkam, bestand die Orchidee noch aus fast kahlen Stengeln und matschigen Blättern, sie lag im Sterben, das war klar. Die Auszubildende hatte es mit dem Gießen zu gut gemeint.

Dass diese Pflanze dem Kollegen nachfolgt, konnte ich nicht hinnehmen. Nicht die auch noch. Ich holte sie zu mir auf den Schreibtisch, ließ sie in Ruhe, zwei Blätter überlebten. Das war im Sommer 2018. In allen künftigen Abwesenheitszeiten nahm ich sie mit nach Hause und brachte sie danach wieder zurück.

Nach einem Jahr lebte die Orchidee immer noch, sie hatte sogar ein neues Blatt bekommen. Als ich Ende 2020 wegen Rationalisierung meinen Arbeitsplatz räumen musste, war sie über dem Berg. Sie hatte drei Blätter und sah gesund aus. Damit es so bleibt, nahm ich die Pflanze mit.

Und dann geschah es: wenige Wochen nach meinem Ausscheiden schob sich ein Blütenstiel ans Licht. Heute, einige Monate später, sieht sie so aus:

Gegen das Vergessen.

Warum sind Zimmerpflanzen gesund?
Zimmerpflanzen sehen nicht nur hübsch aus, sie tun auch unserem Organismus gut. Wir müssen sie nicht gleich essen, aber sie reinigen die Luft von Schadstoffen, produzieren Sauerstoff und regulieren die Luftfeuchtigkeit (man könnte auch einen Luftbefeuchter anschaffen, der sieht aber nicht halb so gut aus).

Auch mental wirken Zimmerpflanzen: Die meisten Menschen verbinden mit Pflanzen Natur, Entspannung und Harmonie. Das gilt für draußen wie für drinnen: Zimmerpflanzen beruhigen die Nerven, fördern die Kreativität und erhöhen die Konzentrationsfähigkeit. Ob das schon bei einem einzelnen Töpfchen funktioniert, weiß ich nicht. Meine Empfehlung: Besser mehr.

Zimmerpflanzen gegen depressive Phasen
Selbst therapeutisch sind Zimmerpflanzen einsetzbar:
Das Pflegen und Hantieren mit Pflanzen wirkt wie eine Meditation und beruhigt.
Einer Pflanze beim Wachsen zu zuzusehen, kann wieder ein Gefühl von Selbstwirksamkeit erzeugen.
Das Recherchieren zur Pflege verschiedener Pflanzen lenkt die Gedanken in eine neue Richtung.
Gedeihende Zimmerpflanzen sorgen für das eine oder andere Dopamin-Schüblein, also Glücksgefühle.
Wer sich über soziale Medien über Zimmerpflanzen austauscht, kann wieder Kontakt zur Außenwelt finden.

Vom Statussymbol zum Massengeschäft
Bereits im alten Ägypten und Rom wurden Pflanzen in Behältern gezogen, um ihre Schönheit zu genießen oder als Statussymbol, wenn es sich um exotische Pflanzen handelte.
Auch bei uns waren Zimmerpflanzen vor hunderten Jahren noch Repräsentationsobjekte, denn nur Reiche konnten sich ihre Anschaffung und Pflege leisten.

Im Internet-Zeitalter ist das nicht mehr vorstellbar, aber ich erinnere mich an stunden-, tage-, wochenlanges Blättern in Pflanzenbüchern und Bildbänden. Oh, wie ich träumte, was aus meinem dreiblättrigen Ableger werden könnte! Nicht alle Träume wurden wahr, aber die Vorfreude konnte mir niemand nehmen.

Das gibt es heute nicht mehr, Zimmerpflanzen sind ein Massengeschäft geworden. Es gibt sie schon für wenig Geld, und in jedem Topf steckt eine Pflegeanleitung: knapp, bequem, kurzlebig.

Positive Energien – der Pflanzenkult in Asien
In Asien spielen Zimmerpflanzen eine bedeutende Rolle, man denke nur an Bonsai und Ikebana. Als Feng-Shui-Anhängerin weiß ich natürlich, dass eine gesunde Pflanze Glück ins Haus bringt.
Feng Shui sagt: Wenn eine Pflanze gedeiht, entsteht positive Energie im Raum. Kränkelnde und sterbende Pflanzen müssen deshalb entsorgt werden (bei der Orchidee musste ich eine Ausnahme machen). Gesunde Pflanzen hingegen stehen für Wachstum, Freude, Erneuerung und Vitalität.

Fazit
Unabhängig von all den positiven Auswirkungen: Wenn eine Pflanze an einem Platz steht, an dem sie atmen und bewundert werden kann, schaut man gerne hin. Schon deshalb gibt es selbst in meiner kleinen Wohnung mehrere grüne Mitbewohner.

Warum wir Menschen Zimmerpflanzen so lieben

Zimmerreise 6/2021: L wie Lautsprecher

Da Reisen wegen Corona kompliziert waren und zum Teil immer noch sind, ruft puzzleblume seit einiger Zeit zu Zimmerreisen auf. Wenn man genau hinschaut, gibt es nämlich auch zu Hause viel zu entdecken und Interessantes zu erzählen. In der momentanen Etappe sind Reiseziele mit dem Anfangsbuchstaben L oder M an der Reihe.

Mobiler Lautsprecher

Vor einigen Jahren hielt meine Stiefmutter ratlos dieses Gerät in der Hand. Es war das Weihnachtsgeschenk ihres früheren Arbeitgebers.
Die Beschriftung auf der Verpackung erschloss sich ihr nicht, was denn ein Blohtoht Spe-aker sei, fragte sie. Auch wisse sie mit dem Stecker nichts anzufangen, er passe in keine Steckdose.
Wir erklärten ihr, dass es sich um einen Blootooth-Lautsprecher mit USB-Anschluss handelt und dass sie dazu einen Computer braucht, oder wenigstens ein Handy. Da sie weder das eine noch das andere besitzt, wurde am Kaffeetisch herumgefragt, wer das Gerät brauchen könnte. Niemand.
Ich schon gar nicht, noch so ein Elektrosmog produzierendes Teil, dachte ich. Schließlich opferte sich der älteste Sohn. „Nehm ichs halt“.

So geriet der Lautsprecher in seinen Haushalt und in Vergessenheit, bis ich letztes Jahr überstürzt aus der gemeinsamen Wohnung mit dem damaligen Lebenspartner auszog. In der neuen war ich auf Laptop und Handy reduziert ohne Soundbar, Subwoofer und mobile Boxen.

Ich hatte mir eine elektromagnetisch schwach aufgeladene Umgebung immer gewünscht, doch in meinen Träumen war die Tonqualität von Laptops und Handys besser. Die Realität klang blechern und scheppernd, nichts für meine Nerven. Also kam es zu Überlegungen, wie ich zu einem günstigen Lautsprecher komme, denn der Umzug kostete Geld.

Da fiel dem Sohn der kleine Lautsprecher ein, das Weihnachtsgeschenk seiner Oma. Es lag noch bei ihm, unberührt, originalverpackt, und nun wurde das einst geschmähte Gerät doch noch einer Bestimmung zugeführt: es fand den Weg zu mir.

Seither begleitet mich das kleine Ding jeden Tag: wo ich bin, ist auch der Lautsprecher. Ich kann Stille immer noch nicht gut aushalten, also muss jemand babbeln. Ich höre Wissenssendungen, Talk, selten Musik, aber viele Podcasts in YouTube, die mir mein Leben erklären. Also, ein bisschen.


Die Geschichte des Lautsprechers beginnt schon 1861, er entstand als Nebenprodukt bei der Entwicklung des Telefons. Ein Deutscher hat ihn übrigens erfunden: Werner von Siemens.

Lautsprecher Celestion

Diesen Apparat hätte ich nicht von Zimmer zu Zimmer tragen können!
(Quelle: Wikipedia – Franz Klemm)

Bei der Bluetooth-Technologie werden Daten per Funk übertragen, allerdings nur auf kurze Distanz bis ca. 10 Meter. In meiner kleinen Wohnung reicht das, ich verliere die Verbindung nie.

Doch wie kam es zur Bezeichnung Bluetooth? Das hat mit einem Wikingerkönig aus dem 10. Jahrhundert zu tun: Harald Blauzahn. Er soll durch seine ausgeprägte kommunikative Kompetenz mehrere Fürstentümer zu einem dänischen Königreich vereint und viele Menschen vom christlichen Glauben überzeugt haben.

Als in den 1990er Jahren zum ersten Mal zwei Geräte per Funk gekoppelt werden konnten, suchte man nach einem Namen für die neue Technologie und stieß auf König Blauzahn: Bluetooth. Seine Initalien wurden zum Bluetooth-Symbol. Sie sind in Runen geschrieben, wie sie von den Wikingern verwendet wurden. Man sieht ein ᚼ (H) und ein ᛒ (B).

Aber wieso hieß er Blauzahn? Möglicherweise war es das Symbol für sein Schwert, oder er trug blaue Kleidung, was damals kostbar war. Oder er hatte einen faulen Zahn (vielleicht waren die Menschen so schnell einverstanden mit seinen Vorschlägen, damit er den Mund hielt).
Jedenfalls war er ein Kommunikationstalent, und dafür steht sein Name heute noch.

Kunst? Oder Spaß?

Holzskulptur Penis

Diese ungewöhnliche Skulptur entdeckte ich neulich beim Spazierengehn, passenderweise am Vatertag. Sie steht in Taldorf bei Ravensburg. Niemand weiß, wer den Holzpenis geschaffen hat, niemand weiß, wer ihn aufgestellt hat, aber alle lachen.

Er ist nicht der einzige seiner Art. In der Bodenseeregion und im Allgäu wurden bereits mehrere der meterhohen Werke gesichtet, einer davon direkt in einem Kreisverkehr. Da alle unfallsicher verankert sind, wurden sie von den Gemeinden mit Humor aufgenommen und bleiben erst einmal stehen (kleines Wortspiel). 😉

Ich find’s lustig! Wem es nicht gefällt, der oder die muss es sich ja nicht anschauen, so ist es in der Kunst immer. Aber was würde ich meinem, sagen wir mal, zehnjährigen Kind sagen bei einem Wanderausflug? Für Jungs dürfte die Sache klar sein, aber Mädchen wissen wohl noch nicht, was ein erigierter Penis ist.
Vielleicht würde ich das Werk als Spargel-Denkmal deklarieren.

Wie findet ihr das?

Ich kenne keine bessere Definition für das Wort Kunst als diese: 
Kunst - das ist der Mensch
(Vincent van Gogh)

Kurioses aus Ravensburg

Heimenkirch – Erneut Holzpenis aufgetaucht

Zimmerreise 5/2021: K wie Klabauterfrau

Fernreisen sind derzeit kaum möglich, deshalb ruft puzzleblume seit einiger Zeit zu Zimmerreisen auf. Bei genauer Betrachtung gibt es nämlich auch zu Hause viel zu entdecken und Spannendes zu erzählen. In der momentanten Etappe sind Reiseziele mit dem Anfangsbuchstaben J oder K vorgesehen. Ich freue mich, wenn du mich begleitest.

Vom Klabautermann hat man schon gehört. Seefahrer vergangener Jahrhunderte glaubten an einen guten Geist oder Kobold, der das Schiff in Ordnung hält, vor Gefahren warnt und gelegentlich Schabernack treibt. Der Klabautermann sitzt meist im Laderaum, wo er sich an Kisten und Fässern zu schaffen macht. Es knarrt, hämmert und klopft. Man sieht ihn nie, und das ist gut so. Wenn er sich nämlich blicken lässt, ist es zu spät: Es kommt schlechtes Wetter und das Schiff wird untergehen.

Doch wer ist die Klabauterfrau?

Dieses Bild entstand im Dezember 2019. Ich malte es in den Stunden, die ich allein in meinem Zimmer verbrachte, damals befand ich mich in einer Reha. Die Maltechnik geht so, dass man Linien zeichnet, die sich überkreuzen. Dadurch bilden sich kleine Flächen, die man ausmalt. Man weiß nie, was daraus entsteht, und es ist auch nicht wichtig. Das Malen ist eine Entspannungsübung, im Kopf kehrt Ruhe ein.

Bei meinem Bild kam nach und nach eine Figur zum Vorschein, die ich immer weiter ausarbeitete. Am Ende blickte mich ein gnomhaftes Wesen an, dem ich das weibliche Geschlecht zuordnete. Sie steht auf einem schwankendem Untergrund, hinter ihr türmen sich Wellen, fertig war die Klabauterfrau. So stellte sie sich jedenfalls vor, als ich das Werk zum Schluss betrachtete.

Wenn ich mein Leben als Schiff auf hoher Fahrt betrachte, dann passt sie auch, die Klabauterfrau. Sie zeigte sich auf dem sinkenden Schiff, das ein halbes Jahr später in Form meines bisherigen Lebens unterging. Ein neuer Lebensabschnitt begann, wieder einmal, und ich frage mich: War die Klabauterfrau eine Vorbotin?

Wenn man das Bild umdreht, zeigt sich übrigens ein anderes Motiv: der Kopf einer Frau mit Hut.

Es fehlen die Augen, sie sieht also nichts. Sie schaut nicht hin und das – es gruselt mich selbst – hat etwas mit dem plötzlichen Auseinanderbrechen meines Lebensschiffs zu tun. Mir gefiel das Gesicht damals nicht und ich hängte das Bild wieder „richtig“ herum auf.

Laut einem alten Seemannsbrauch gehört auf jedes Schiff ein Huhn zur Abschreckung des Klabautermanns. Wenn ich das gewusst hätte! Ich hätte ein Huhn malen können, oder zwei, oder einen ganzen Hühnerstall. Ich hätte auf einer meiner Wanderungen ein Huhn stehlen und auf dem Balkon verstecken können, oder bei Edeka eins aus der Tiefkühltheke kaufen, wenn dadurch alles anders gekommen wäre. Aber es kam, wie es kam.

Den Klabautermann gab es, als noch Segelschiffe durch die Meere pflügten. Auf ihnen waren wohl viele Geräusche zu hören, die niemand anders als der Kobold verursachte und die es später auf Dampfschiffen nicht mehr gab. Deshalb wurde es von da an ruhig um den kleinen Schiffsgeist und er war fast vergessen, bis der berühmteste „Nachfahre der Klabauter“ die Bühne betrat, und zwar ganz ohne Schiff: Pumuckl.


Die Klabauterfrau hängt seit meinem Umzug im Wohnzimmer, denn ich schau sie gerne an. Sie ist stark, hält sich über Wasser und aus ihrem Gesichtsausdruck schließe ich: wenn jemand Ärger macht, gibts eins auf die Nuss.
Meine tägliche Inspiration.