In kleinen Stücken.
Kleine Stücke geht es vorwärts, Tag für Tag. Heute erinnerte er sich auch nach ein paar Minuten noch an das eine oder andere, das wir ihm eben erzählt hatten. Das ist mehr als gestern.
Wir schauten uns wieder einmal die Karte an, die letzte Woche von seiner Firma kam und in der alle Kollegen und Vorgesetzten ihm gute Besserung wünschen. So oft wir sie ihm zeigen, sieht er sie zum ersten Mal. Wir gehen dann immer die Namen durch und er erklärt uns, wer das ist. Der Unterschied zu gestern ist, dass er heute weiß, dass er vieles vergisst und es ärgert ihn. Dass es so nicht bleibt, weiß er aber auch. Er ist nicht mehr wild und überreizt, er ist fast wie immer, nur erschöpfter. Begriffe wie Krankenhaus und Ulm erreichen nach wie vor nicht seinen Kopf. Im Moment ist er davon überzeugt, er sei im Gefängnis.
Wie isst man einen Elefanten? In kleinen Stücken. Daran denke ich manchmal, wenn es zuviel zu werden scheint: die Ungewissheit, die Angst, die Hilflosigkeit. Eins nach dem andern wird heilen, und für die Zukunft wird man Lösungen finden, wenn er welche braucht. Das lege ich an dieser Stelle auch meiner Tochter ans Herz, die neben der Belastung durch ihren verletzten Bruder im Moment Prüfungen schreibt und ihre berufliche Zukunft planen und organisieren muss. Alles auf einmal geht nicht, Mädchen, aber Schritt für Schritt schon.
Morgen wird er operiert, mehrere Stunden lang. Denkt an ihn, damit er es gut übersteht.