Verschiebebahnhof

Neulich in Zürich Oerlikon vor dem Bistro und Restaurant „Gleis 9“, direkt neben den Gleisen: Es ist kaum glauben, das Gebäude ist länger und größer als gedacht. Wir gehen einmal darum herum, betrachten es von oben bis unten und versuchen uns vorzustellen, wie das technische Wunder vor ein paar Jahren möglich war. Schweizer Leserinnen und Leser wissen sicher, wovon ich rede.

Ich aber hatte noch nie davon gehört, dass der einstige Verwaltungssitz einer Schweizer Maschinenfabrik (MFO) vor ein paar Jahren um 60 Meter verschoben wurde! Das Areal war für den Ausbau des Bahnhofs benötigt worden, und da hatte man ihn „einfach“ (kleiner Scherz) ausgegraben, Stahlträger unterbaut, diese mit Beton fixiert, darunter Bodenplatten verlegt und ein Hydraulikschienensystem angebracht. Innerhalb von zwei Tagen bewegte man dann den kompletten Bau zu seinem neuen Standort, der übrgens auch 17 cm höher liegt.

Überall sonst hätte man das hübsche Gebäude wahrscheinlich abgerissen, aber die Schweizer mit ihrer Innovation und Präzision hatten eine bessere Idee. Der Welt fiel vor Staunen die Kinnlade herunter, und nun – etwas verspätet – auch mir.

Zehn Fragen und zehn Antworten zur MFO-Verschiebung

Gleis 9 – Videos

51 Gedanken zu „Verschiebebahnhof

    1. Anhora Autor

      Liebe Tanja, danke für deinen Besuch hier! Von einer verschobenen Kirche in Auckland hab ich noch nicht gehört, muss ich gleich mal googeln. Technik kann ja etwas Faszinierendes sein! 🙂

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      1. Tanja im Norden

        Das drum herum war interessant: es ging wohl darum, das lukrative Grundstück freizumachen, um mit dem Verkaufserlös den Bau einer neuen Kirche zu finanzieren. Deswegen musste die historische Kirche verschoben werden.

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        1. Anhora Autor

          Über diese Aktion wurde tatsächlich nie auf deutsch berichtet, ich fand es nur mit englischen Suchbegriffen. Die Vorgehensweise war genau wie in Zürich mit Schienen, geht sicher auch nicht anders. Hier ein paar Bilder, wenns dich interessiert:

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  1. ernstblumenstein

    Schön, Marie, dass du diese Geschichte uns hier zeigst. Ich habe als Aargauer, der nahe von Zürich wohnt, dort in die Lehre ging und viele Jahre arbeitete, natürlich davon gelesen und gehört.

    Fascht no intressanter als din Bricht send all diä Kommentär z läse. Ech ha me chöschtlich amüsiert. Me chönnti jo es Büechli drüber mache.

    Liebe Grüsse. Ernst

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    1. Anhora Autor

      Heilixblechle, lieber Ernst, i staun scho sehr, wie viele Leut unser Geschwäbel mitleset! Schee, i frei mi! Obs für a Büchle reicht, isch fraglich, aber für a baar Kommendare reichts immer no. 😉

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  2. Lakritze

    Großartig. Nein, das wußte ich nicht; das letzte Verschiebegebäude, von dem ich las, ist der neue „Sarkophag“ für den Tschernobyl-Reaktor. Oh, und dann gibt es noch in Dresden ein fahrbares Glashaus, das im Winter über die älteste oder größte Kamelie kommt … Aber ein ganzer Bahnhof? Donnerwetter.

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    1. Anhora Autor

      Stimmt, die Hülle für den Tschernobyl-Reaktor war auch so ein Spektakel. Von der Größe her sicher vergleichbar, nur dass dieses Bauwerk von vornherein als mobiles Element konzipiert war. Von dem Glashaus für eine Kamelie hab ich noch nie gehört, aber ich finds toll! Technik kann so faszinierend sein wie Kunst oder Zauberei. 😉

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  3. sylviawaldfrau

    Ja, die Schweizer sind patent. Die bauen auch in zwei Jahren einen riesigen Tunnel, während man hier jahrelang an Baustellen herumwerkelt und nicht fertig wird. Überall auf der Welt waren unsere Ingenieurskünste berühmt, was ist nur daraus geworden?

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    1. Anhora Autor

      Beim Tunnelbau gibts halt auch vergleichsweise wenig Bürgerproteste und Eingaben! Es sind ja oft die Bürger und Behörden, die für Verzögerungen sorgen. Ich glaube nicht, dass es die Ingenieure sind. 😉

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      1. sylviawaldfrau

        Wenn du die Umgehungsstraße hier in unserer Nähe anschaust, da bauen sie sie seit Jahren:
        Seit 2013 ist dieser Abschnitt zwischen Ravensburg-Süd und Eschach in Bau. Er soll die Ravensburger Südstadt mit Weißenau, Weingartshof und Torkenweiler sowie Untereschach entlasten und bis 2018 für den Verkehr freigegeben werden. Die Planung läuft seit 1979, es gab keine Bürgereingaben oder Proteste. Nur mal als Beispiel.

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    1. Anhora Autor

      Oh, du kannst unser schwäbisches Geplapper also verstehen! 😮
      Bitte keine intellektuellen Höhenflüge erwarten, obwohls manchmal auch ein bisschen philosophisch wird. Aber halt auf unsere Art. 😉
      In welcher Region hast du denn gelebt?

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      1. Wolfgang

        Schwäbisch,

        da ‚oute‘ ich mich doch mal ganz mutig: Die Anhora-Mauswohn’schen Gesprächsfädle lese ich ja auch immer ganz gerne. Auch wenn ich nach über 25 Jahren als Reingschmäckta immer noch recht gutes Hochdeutsch schwätz.

        Lesen ist zwar in diesem Fall schwieriger als hören, aber es hat den Vorteil das man es drei mal _lesen_ kann um es zu verstehen.

        Ihr macht mich schmunzeln. – Danke

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        1. Anhora Autor

          Alles klar. Du BIST der Wolfgang, den ich kenne. 🙂
          Und keine Sorge: Schwäbisch lesen gelingt selbst Schwaben nicht immer auf Anhieb, aber bei den Sprüchen, die die Mauswohn manchmal raushaut, lohnt sich der Aufwand unbedingt! 😉
          Schön, dass dir unser Gschwätz auch gefällt. Wer hätte gedacht, dass da noch mehr Leute mitlesen!
          @Mallybeau: Achtung mir werdet g’läsa, ab jetzt wird nemme über d’Norddeitsche g’läschdert. 😉

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    1. Anhora Autor

      Liebe Priska, offenbar weiß jeder über diese Verschiebung Bescheid außer mir! 😉
      Ich staune aber nicht nur über das Ereignis an sich, sondern auch darüber, dass die kleinen Schwätzle mit der Mauswohn immer wieder Leser finden und offenbar sogar verstanden werden. Bist also sprachlich hochtalentiert! 🙂

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    1. Anhora Autor

      Beruhigend, dass du es auch nicht mitgekriegt hast. Offenbar war es ein Spektakel nicht nur vor Ort, sondern auch in den Medien – ich hab trotzdem vor ein paar Tagen zum ersten Mal davon gehört. Aber nun wissen wir beide es ja auch. 😉

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      1. Wolfgang

        Das Verschieben von Bauwerken ist gar nicht mal so unüblich. Immer mal wird eine neue Brücke neben der alten gebaut und diese dann an ihren geplanten Standort verschoben, nachdem die alte Brücke abgerissen wurde.

        Übrigens heißt es wohl offiziell „Gebäudeversetzung“ [1]. Interessanterweise hat man dies schon vor weit mehr als 100 Jahren gemacht, z.B. 1907 mit der Villa Haux [2] (muss man nicht kennen das Gebäude). Den/die Briten wird die Nennung des „Marble Arch“ [3] gefallen, der bereits 1851 versetzt worden ist.

        Und, wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und sein/ihr Häusle besser nach Süden ausrichten möchte oder mehr Abstand zum Nachbarn haben will, kann sich ja bei den ‚SchweizerSchiebern‘ [4] mal umsehen.

        Ich danke euch für einen Schubser zu einem weiterem Ausflug in die Wikipedia.

        ____________________________

        Leider habe ich nicht herausgefunden wie das hier bei den Antworten mit links [x] funktioniert (falls überhaupt):

        [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Geb%C3%A4udeversetzung
        [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Haux
        [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Marble_Arch
        [4] http://itenbau.ch/referenzen-2.html

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        1. Anhora Autor

          Lieber Wolfgang,
          bist du einer der vielen Wolfgänge aus den Weiten des Netzes, oder bist du DER Wolfgang, den ich persönlich kenne? Ich vermute Letzteres, dem Schreibstil und Inhalt deines Kommentars nach zu urteilen, aber so oder so: Danke für deinen interessanten Kommentar! Ich werd mich gleich mal durchklicken, das Versetzen von Bauwerken finde ich nämlich spannend und faszinierend. Für mein Leben gern würd ich da mal zuschauen! 🙂
          Was Links in Kommentaren betrifft: Es funktioniert in der Art, dass der komplette Kommentar erstmal als Spam eingestuft und von mir erst genehmigt werden muss. Was soeben gerne geschehen ist! 🙂
          Lieber Gruß, Anhora

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  4. Arletta

    Liebe Anhora
    lach* der Verschiebebahnhof… ich BIN Schweizer Leserin und sogar noch eine aus dem Kanton Zürich und ich mag mich noch sowas von gut an diese Verschiebeaktion erinnern, da echt PAUSENLOS darüber berichtet wurde und jeder einfach froh war, als dieses Unterfangen endlich beendet war, gab ja zwischendurch ein paar bange Momente und die ganze Sache war auch für Schweizer Verhältnisse echt extrem. Witzig, hier davon zu lesen! Isst man gut im „Gleis 9“ eigentlich? War noch nie dort.
    Mit ganz lieben Grüssen,
    Arletta (…die mit dem Briten *kicher*…)

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    1. Anhora Autor

      Liebe Arletta, wir sind nicht reingegangen ins Restaurant, Essen ist mir in der Schweiz zu teuer! Wir waren nur in der Nähe des Bahnhofs, und der eisenbahnbegeisterte Brite wusste natürlich von der Verschiebeaktion. Deshalb haben wir uns das angeschaut. Komisch, dass das damals komplett an mir vorbeigegangen ist. War allerdings auch nicht meine beste Zeit, 2012…
      Liebs Grüßle!

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  5. Mallybeau Mauswohn

    Liebe Anhora!
    Ha woisch, in solche Momende wünsch i mir, dass onsre Bolidigr au so bessonna gwä wäret ond net so an Sauschdall mit S21 veranschdalded hedded. S ka so eifach sei, abr noi, mir Schwoba missat jo Gäld zom Fenschtr rausschmeissa.
    A fahrendes Häusle basst ja au subber zu ma Bahnhof 🙂 Des gefällt mir!
    Grüßle von dr Alb
    Mallybeau

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    1. Anhora Autor

      Liebe Mallybeau, auf oim von de Videos sieht es dann tatsächlich au aus wie ein Zug, als des Häusle sich bewegt. 😉
      Sacha gibts …
      Mal säa, was es irgendwann vom Stuttgarter Bahnhof zum Verzehla gibt!

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    2. Mallybeau Mauswohn

      Ha jetzt han i ersch den Link zu de Videos gsäha. Han mol wiedr meine Glotzbebbl et uffgmacht. Do sieht mr jo subbr den Vergleich, schee gmietlich trudelt s Häusle durch d Gegend ond vorne fahret in ma Affazahn die Zügle 🙂

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            1. Meermond

              Liebe Anhora, das kann ich dir leider auch nicht sagen. Dialekt hat sowohl eine eigene Grammatik – Bairisch unterscheidet zB in männliches, weibliches und sächliches Zwei – als auch eigene Wörter.
              So a Gaudi 🙂

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            2. Anhora Autor

              Von der unterschiedlich gehandhabten Zwei im Bayerischen hab ich noch nie was gehört. Ich kenn nur die schwäbische Artikelverwendung: Der Butter, der Schoklad, der Klo …
              Ich mag Dialekte, wir sind halt Individualisten! 🙂

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            3. Anhora Autor

              Danke für die Aufklärung! Dieser Unterschied ist mir noch nie aufgefallen, obwohl ich einige Bayern kenne. 😮 Bis dato kannte ich nur „zwoa“.
              Ja, schade um die schönen Dialekte! Selbst meine eigenen Kinder sprechen kein richtiges Schwäbisch mehr, obwohl ich nie hochdeutsch mit ihnen geredet hab. Ich verstehs net …
              Wie reden denn deine Kinder?

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        1. Mallybeau Mauswohn

          on Rächt hend se. was sollet se au hudla.
          Übrigens: Hosch Du gwisst, dass Saidawürschdle eigentlich dr schwäbische Schbargel send ? 🙂

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