In meiner Wahrnehmung erscheinen wieder Wegmarken für Ereignisse, die in der Zukunft liegen. Das ist bei mir immer so, wenn Veränderungen bevorstehen. Ein blauer Zehennagel zum Beispiel visualisierte schon aufgrund seiner langen Vorhaltezeit häufiger Eckpunkte wie: „Wenn der herausgewachsen ist, geht es meinem Kind besser“ oder sowas.
Im Moment sind es die verlassenen Hörsäle. In den Semesterferien ist es geisterhaft leer bei uns in der Hochschule. Die wenigen Mitarbeiter verlieren sich in den Fluren und verschwinden in entlegenen Räumen wie ein paar Regentropfen in Asphaltritzen. Aber wenn im Oktober die Studierenden und Dozenten das Gebäude wieder bevölkern – dann sind wir nicht mehr da.
Oder: Wenn ich aus dem Fenster blicke, liegt das fertiggestellte neue Studentenwohnheim in der milchigen Vormittagssonne. Am Gebäude entlang zieht sich ein Erdstreifen mit einem zartgrünen Schleier darauf, wie aufgehaucht. Grashälmchen. Den ganzen Sommer über beobachteten wir die Baustelle und das Vorankommen der Arbeiten, aber wenn der Rasenteppich dichtgewachsen ist – dann sind wir nicht mehr da.
Es gibt keine Verlängerung mehr für unser staatlich gefördertes Zentrum, das kleine Betriebe im digitalen Bereich unterstützt. Eine neue Stelle habe ich noch nicht gefunden. Vielleicht kommt einer unserer Anträge auf andere Fördermittel zum Zug, sodass wir später wieder einsteigen können, aber ich mache mir nichts vor: wahrscheinlich ist es nicht.
Diese Woche wurden wir zu einer zweitägigen Veranstaltung nach Berlin eingeladen, um den Projektabschluss zu feiern. In den pompösen Hallen des BMWi wurden unsere Erfolge gepriesen und der Weg dorthin noch einmal beleuchtet. Meine Gedanken sind aber in der Zukunft. Tatsächlich habe ich seit unserer Wanderung am Nordmeer Northumbrias auch wieder einen blauen Fußnagel. Etwa im Februar oder noch später werde ich das letzte Restchen davon abknipsen und vieles wird anders sein – aber was?
…daumendrückend mal kurz hier vorbeisegle…
liebe Morgengrüße vom Lu
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Ich danke dir! Wird scho werra, wie der Schwabe sagt. 😉
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