Diagnoseeffekt

Heute Morgen beim Doktor. Ich will endlich wissen, warum mir immer ein bisschen eng ist im Brustkorb. Nicht schlimm, und während meiner erst wenige Monate zurückliegenden Raucherzeit ignorierte ich es einfach, die Ursache war ja klar. Nur als es ohne Zigaretten nicht aufhörte, wunderte ich mich. Lässt du mal nachschauen, dachte ich also, und wurde beim Lungenfacharzt vorstellig.

Über zwei Stunden lang wurden Untersuchungen mit mir angestellt, um eingehend Anatomie und Funktion meiner Atmungsorgane zu betrachten: Röntgenaufnahmen, Belastungstests, Lungenfunktionstests, Bluttests und Bronchienprovokationstests oder wie das heißt. Man fühlt sich hinterher wie ein umgestülpter Handschuh, und all das wegen eines leichten Drückens im Brustkorb.

Jetzt weiß ich: Es kommt nicht vom Rauchen, wenngleich es dadurch natürlich nicht gerade besser wurde. Aber die Diagnose ist eine andere: Ich habe Asthma, und zwar schon seit Jahren.

Nun merke ich es auch: Ich kann plötzlich nicht tief einatmen, es tut ein bisschen weh beim Ausatmen und mein Brustkorb zieht sich zusammen. Überhaupt fühle ich mich so, wie man sich bei mangelnder Sauerstoffzufuhr eben fühlt: krank. Ich hole Kortisonspray und Notfallspray aus der Apotheke, fahre nach Hause, setze mich hin, lese die Gebrauchsanleitung und höre dem geliebten Briten zu, der nun detailliert meine nächtlichen Hustenattacken schildert einschließlich schaurigen Vorführungen des Keuchens und Röchelns, das ich dabei angeblich von mir gebe. Davon weiß ich nichts, aber es passt zur Symptomatik und vervollständigt das Bild: Ich bin ein armes, asthmatisches Tröpfchen.

Das Gute daran: Es wurde kein Tumor oder sonst etwas Schreckliches gefunden, und das war im Hintergrund immer meine klitzekleine Befürchtung gewesen. Also positiv denken und inhalieren, sage ich mir. Beides hilft.

19 Gedanken zu „Diagnoseeffekt

  1. Zoé

    Auch von mir ein“ Gefällt mir“, dass es nichts Schlimmeres ist. Auch, wenn die Symptome sich jetzt erstmal verschlimmert haben. Es heißt wohl nicht umsonst, dass man beim Arzt krank wird. Zumindest, durch das Bewusstsein, dass man tatsächlich eine Krankheit hat und nicht nur, so ein bisschen irgendwas. Vielleicht musst du dich nur an die Diagnose gewöhnen. Ich wünsche dir, dass Du recht bald etwas findest, was dir hilft.

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  2. Gerlinde

    Schwimmen gehen?
    Viiiiele Asthmatiker wurden ‚versehentlich‘ seehr gute Schwimmer sogar auf Wettkampf-Niveau.
    Letzteres zwar eher als ‚Neben-Effekt‘ von ‚weil-wir-das-nun-mal-schon-ohnehin-tun-sollen-gegen-unser-Asthma‘ und dann wohl Kampf-Denken aus dem vorherigem Spiel-Denken wurde.
    D.h.: Du musst NICHT als ’neuer Tarzan-Darsteller‘ (= ich glaube, sogar einer dieser Darsteller hatte einst Asthma; Weismueller zumindest Polio) qualifizieren 😉 :-D; es scheint wohl evtl. auch ’nur‘ ‚diese oeffnende Bewegung‘ verbunden mit gleichzeitig damit erzwungender sehr gleichmaessiger Atmung die eigentliche Wirkung f. Asthmatiker zu sein?!

    … und ‚Wasser marsch‘ 😉 ?
    mit lieben Gruessen, Gerlinde
    und tue Dir wie mir bitte den Gefallen und halt‘ das Cortison ‚im Auge‘ – auch ich habe schon ‚gute Nebenwirkungen‘ bei Freunden davon erlebt.

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    1. Anhora Autor

      Hallo Gerlinde, danke für deinen Kommentar! Ich schwimme eigentlich gerne und werde es mal ausprobieren, ob es hilft. Seit der Diagnose habe ich ein viel stärkeres Engegefühl als vorher, richtig unangenehm. Entweder ist es wirklich der Diagnoseeffekt, oder das Spray tut mir nicht gut. Auf Dauer werde ich das sicher nicht nehmen. Vielleicht hilft Schwimmen. Danke für den Tipp! 🙂

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  3. Flohnmobil

    Frei nach dem Gedanken, dass es auch noch schlimmer hätte kommen können, bist du sicher froh (und ich habe es auch mit Erleichterung gelesen), dass es „nur“ Asthma ist. Dennoch, man hat das, was man hat, und muss damit umgehen, egal ob es nun noch schlimmeres gäbe oder nicht. Ich hoffe, dass dich der Befund wenigstens „beflügelt“, nicht wieder mit dem Rauchen anzufangen.

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    1. Anhora Autor

      Tatsächlich ist es noch einmal ein sehr gutes Argument gegen das Rauchen, da hast du recht! 🙂 Im Moment fällt es mir auch leicht, ich hoffe es wird immer so bleiben.
      Ansonsten muss ich die Sache erstmal verarbeiten, deshalb habe ich es mir hier von der Seele geschrieben. Es ist einfach komisch. Bin nicht der Typ für irgendwelche Krankheiten … es passt nicht zu mir.

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  4. sylviawaldfrau

    Entspannungstechniken können auch helfen. Es gibt da einige gute Tipps im Netz. Und natürlich Karotte statt Glimmstengel. Da bist du ja schon erfolgreich. Das sollte ich mir allerdings selbst hinter die Ohren schreiben, ich habe ja COPD.

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    1. Anhora Autor

      Glimmstengel machen alles schlimmer, aber ob sie solche Befunde auslösen weiß ich nicht. Entspannungstechniken wären wahrscheinlich hilfreich, ist aber leider nicht mein Ding … es langweilt mich einfach.
      Also jetzt versuchst du es auch mal mit Karotten. Du hast ja schon viel hingekriegt, warum nicht auch das! 🙂

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  5. Frau Landgeflüster

    Hallo meine Liebe, es ist gut zu wissen, was die Ursache ist, und sehr gut, dass es „nur“ Asthma. Ich wünsche Dir alles Gute und finde es prima, dass Du Dich auch noch einmal über Alternativen für das Kortison informierst. Liebe Grüße! 💕

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    1. Anhora Autor

      Danke, liebe Frau Landgeflüster! 🙂 Kortison ist ja kein Höllenmittel, und langfristig gibt es ggf. sicher Alternativen. Es ist nur interessant, wie sich das Empfinden schlagartig verändern kann. So wie es sich jetzt anfühlt, geht es also schon jahrelang, aber ich habs einfach weggewischt. Und jetzt geht das auf einmal nicht mehr. Asthma … eine robuste, tough German und Asthma, das geht irgendwie nicht. 😮
      Egal, ich werds überleben. 🙂

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  6. Ulli

    Liebe Anhora, eigentlich gefällt mir das nicht … egal, jetzt habe ich das Sternchen gedrückt.

    Asthma, so sagte man in der Heilpraktikerschule, die ich einst besuchte, sei ein Ausdruck der Angst. Was macht es dir eng, wäre eine der ersten Fragen, die man dir in diesem Zusammenhang stellen würde …
    Ich habe ein bisschen Bauchweh, wenn ich Kortisonspray lese … ja, es hilft, aber mit Kortison ist letztlich nicht zu spassen, langfristig schadet das Zeug mehr, als es hilft- vielleicht magst du dich nach Alternativen umschauen?
    Ich wünsche dir alles Gute und einen guten Weg
    herzlichst
    Ulli

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    1. Anhora Autor

      Liebe Ulli, danke für deinen Kommentar! Natürlich war Angst auch immer meine Erklärung, Anlässe gab es einige. Ich habe die Symptome einfach nie ernstgenommen, fand immer Gründe dafür, die aber im Moment gerade alle nicht zutreffen. Und trotzdem ging es nicht weg.
      Zum Kortison hat mich mein Arzt überredet, ich bin da auch kritisch. Aber bin ja kein Kind mehr, werds schon vertragen. Ich mach das jetzt mal eine Zeitlang und schaue mich in Ruhe nach Alternativen um. Ich danke dir für dein Mitfühlen 🙂

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