Manche Leute geben viel Geld aus, um sich kompliziert und knatternd mit entfernt lebenden anderen Leuten zu unterhalten, als wären Telefon, Handy, Skype und Chatroom noch nicht erfunden. Amateurfunk nennt man das. Die Geräte dazu stellt u.a. eine britische Firma während einer Messe aus, bei der ich mich – um mein Einkommen etwas anzuheben zum Standdienst bereit erklärt habe.
Ich stehe also hinter Schachteln und Antennen und beobachte die Menschentrauben vor mir. Männer vor allem. Es rauscht aus Funkgeräten, die an Gürteln hängen, aus Rucksäcken schießen Antennen empor, einige Besucher murmeln in ein Handmikrophon in der halb geöffneten Faust und schauen nach allen Seiten wie Bodyguards. Vielen würde Sport gut tun, attraktivere Kleidung und ein besserer Haarschnitt, oder überhaupt ein Haarschnitt. Hier laufen keine glattgebügelten Schnösel herum, sondern Männer mit Kugelbäuchen, dünnen Beinen und leuchtenden Augen. Freunde finden sie auf bestimmten Frequenzen, und dazu muss man kein Schönheitskönig sein.
Alle sind Experten, technikverliebt, niemand braucht Beratung. Sie erkundigen sich (meist auf Englisch) nur, ob mit einem bestimmten Koppler irgendeine Antenne an dieses oder jenes Gerät passt. Solche Fragen verstehe ich nicht mal auf deutsch und am Anfang müssen mir die andern ständig helfen. Niemanden stört das. Weder die Engländer am Stand – ich bin die einzige Deutsche -, die auch dann gelassen angeschlendert kommen, wenn ich aufgeregt mit den Armen überm Kopf herumwedle, noch die Besucher, die geduldig warten, bis ich das richtige Adapterchen für 2 Euro gefunden oder einen Tuner für 370 EUR eingepackt habe. Manche erklären mir ein paar Grundlagen der Funktechnik (meine Ratlosigkeit ist mir wohl anzusehn), andere erzählen von Frau und Kindern.
Ich stelle mir viele Relais vor, die sich auf einem langen Weg hinaus in die Welt eins nach dem andern öffnen und Botschaften durchwinken. „Nette Leute getroffen“, wäre meine nach dieser Messe.
Liebe Meike,
ich freu mich dass dir der Beitrag gefällt! Ich kann mich ebenfalls erinnern, wie fasziniert wir früher von Walkie Talkies waren, aber warum im Zeitalter von Handy und Internet manche immer noch an Funkgeräten festhalten, kann ich auch nach 3 Tagen Messe nicht abschließend beantworten. Auf jeden Fall sind alle nette Leute. Sie hatten viel Geduld mit mir … 😉
LikeLike
Hm…ich mag diesen Artikel 🙂 Eines meiner Familienmitglieder hat auch lange Zeit noch Amateurfunk betrieben und ich kann mich daran erinnern, wie ich als kleines Mädchen irgendwie immer sehr fasziniert davon war. Manchmal stand ich heimlich hinter der Tür und lauschte den mir sehr seltsam erscheinenden Geräuschen – und dann dachte ich immer, wenn ich erst einmal groß bin, dann mache ich so etwas auch. Und nun? Irgendwie kam das Internet dazwischen. 😉
LG…
LikeLike
herrlich!
LikeLike