Die schwerste Zeit meines Lebens begann vorgestern, am Pfingstsonntag, nachmittags gegen 17h. Mein Sohn kehrte mit seinem Freund vom Urlaub zurück, sie schafften es fast bis nach Hause, da raste ein Audi auf der Gegenspur auf sie zu.

Auf dem Beifahrersitz des roten Alfas saß mein Sohn.
Er und sein Freund wurden aus dem Auto heraus geschnitten, mit dem Rettungshubschrauber brachte man mein Kind in die Uniklinik nach Ulm. Noch in der Nacht fuhren wir zu ihm, weinend, seine Freundin, mein Lebenspartner und ich. In den langen Minuten, bevor wir zu ihm durften, machte ich mir Gedanken darüber, dass er nun die mündliche Prüfung versäumt, um seine Ausbildung abzuschließen. Ich unterhielt mich sogar mit der Ärztin darüber, so daneben war ich. Als wir endlich zu ihm gelassen wurden, fanden wir in einem Gewirr von Kabeln, Schläuchen, Geräten und Monitoren meinen Sohn, ein junger Mann, tief in sich hinabgesunken lag er da und zeigte kein Leben. Nur seine Brust hob und senkte sich im Takt der Beatmungsmaschine. Man hatte ihn in ein künstliches Koma versetzt. Kühl war er. Ich erschrak, als ich sein Gesicht berührte, weil es kalt war. Das komme vom Blutverlust.
Mehrfache Knochenbrüche an beiden Beinen und am linken Arm, das Becken gebrochen, Lunge und Herz gequetscht, mehrere Hirnblutungen – so beschrieben die Ärzte seine Verletzungen. Insgesamt sei sein Zustand stabil. Das war gestern.
Heute hat man die Narkosemittel abgesetzt, um ihn aus dem Koma erwachen zu lassen. Aber er wachte nicht auf. Gelegentlich warf er den Kopf hin und her, öffnete die Augen ohne zu sehen, stöhnte, versank wieder. Über drei Stunden lang hielten wir seine Hand, sein Vater und ich. Wir streichelten sein Haar, beruhigten ihn. Und uns, gegenseitig. Wir wollten bei ihm sein, wenn er aufwacht, aber er wachte nicht auf. Wir hängten ein Kreuzchen über sein Bett, ein Familienstück, das ihn beschützt. Es ist schwer.
_
Bitte habt Verständnis, wenn ich niemanden anrufe oder e-mails schreibe. Ich werde jeden Tag nach der Arbeit bei ihm sein und halte euch hier auf dem Laufenden. Ich kann das im Moment nicht jedem einzeln erzählen.
Wenn ihr etwas für ihn tun wollte: Betet für ihn. Bitte. Oder schickt ihm gute Gedanken, irgendwas, es hilft ihm. Er wird bald aufwachen. Ganz bestimmt. Bitte helft mit.
http://www.szon.de/lokales/biberach/region/200905310054.html?_from=rss




http://www.szon.de/lokales/biberach/region/200905310054.html?_from=rss