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Luftholen

Nach all dem Festen und Feiern war heute wieder Zeit für einen langen Spaziergang. Um dem dicken Grau zu entkommen, fuhren wir ein wenig höher und in Wolfegg wurden wir fündig. Hier hat sich die Sonne also versteckt! Sie hat sich heute besonders viel Mühe gegeben und den Himmel in hellgelbes Licht getaucht. Im Nebeldunst in der Ferne erkennt man die zarten Umrisse der Alpen.
Es braucht gar nicht viel, um den Alltag zu vergessen. Ein solcher Anblick genügt.

Und was habt ihr heute gemacht? Ich hoffe, ihr hattet einen entspannten Tag.

Immer an der Wand lang

2. Tag – Newburn – East Wall Houses

Das Wichtigste zuerst: Meine Beine spüre ich natürlich schon nach der gestrigen Wanderung über 18 km. Es zieht etwas in den Waden. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, sind die enormen Schmerzen in den Schultern! Ich konnte kaum noch die Arme heben, als ich den Rucksack abgenommen hatte. Dabei war nichts Überflüssiges drin: Regenjacke, Kamera, Geldbörse, Lunchpaket, Brillen. Zum Glück hatte unsere Unterkunft eine Badewanne und der geliebte Brite Voltaren mitgenommen. Vorsichtshalber ertränkte ich den Schmerz aber später noch im Pub mit zwei Pint Bier, so dass ich heute morgen mit leichten Restschmerzen in den Schultern und einem Dappschädel aufgewacht bin.

Aber Schluss mit dem Gejammer, wo sind wir denn? Wegen ein bisschen Schulter so ein Aufhebens zu machen. Jetzt werden die Schuhe geschnürt, und los gehts.

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Der Weg führt uns heute noch einmal eine Zeitlang am River Tyne entlang, nun aber in idyllischer Naturbelassenheit ohne Industrie.

Danach geht es bergauf in eine gepflegte Ortschaft: Heddon-on-the-Wall.

Hier sehen wir zum ersten Mal Überreste der originalen Mauer des Hadrianwalls.

Weiter geht es über Felder …

… Wälder …

… und Wiesen. Wir durchstreifen eine ländliche Gegend mit den typischen englischen Bauernhöfen.

Dann erreichen wir den Wall. Allerdings sehen wir keine Mauer, denn die Steine wurden hier entweder im einen oder anderen Farmerhaus der Umgebung verbaut, oder als Fundament für die Straße verwendet, die direkt auf dem Wall verläuft: die Military Road. Sie wurde im 18. Jahrhundert von General Wade angelegt als Abschnitt eines Transportwegs zwischen Newcastle und Carlisle. Wade nutzte einen Teil des Hadrianwalls (von Heddon-on-the-Wall bis Greenhead), weil er hier eben verlief. Die zum Wall aufgeschüttete Erde mit Gräben links und rechts ist z.T. noch deutlich zu sehen.

Links hinter dem Wall verläuft die Straße.  Die Mauer ist eine Trockenmauer und ist nicht antik.


Der Hadrian’s Way führt lange Zeit neben der Military Road auf dem Hadrianswall entlang. So idyllisch, wie es hier aussieht, ist es von der Akustik her deshalb nicht: Auch wenn man die Fahrzeuge auf der Straße meist nicht sieht – zu hören bekommen wir sie doch. Uns wird bewusst, wie laut Verkehrslärm eigentlich ist.

Hadrian war ein römischer Kaiser (76 bis 138 n. Chr.), der sich nicht auf Kriege, sondern auf den Erhalt des Reichs und mehr Wohlstand für die Menschen konzentrierte. Es war eine überwiegend friedliche Zeit unter seiner Herrschaft.
Er ließ eine Grenzmauer zwischen dem Römischen Reich und dem heutigen Schottland errichten, um den Personen- und Warenverkehr zu überwachen.
Zu erwähnen ist Hadrians große und tragische Liebe: Sie galt Antinoos, einem griechischen Jüngling, der schon im Alter von etwa 20 Jahren unter ungeklärten Umständen starb. Nach seinem Tod ordnete Hadrian im ganzen Reich die kultische Verehrung und Anbetung seines Geliebten an (Quelle: Wikipedia).
Die verklemmten Zeiten begannen erst später.

Wanderung am Hadrianswall:
Tagesstrecke: 15,7 km in ca. 6 Stunden
Bisher gelaufene Strecke: 34,3 km
Reststrecke: ca. 100 km

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Randgebiete

1. Tag – Wallsend – Newburn

Jeder ist schon einmal kilometerweit durch eine Stadt gestreift, um bestimmte Dinge zu sehen oder zu erledigen. Wir aber wollen hier nur eins: Weitergehen. Das Ziel ist die Reise, nicht die Ankunft.

Wir sind in Wallsend, was wie ein Ende klingt, für uns aber der Anfang einer zehntägigen Reise ist, die im Schritttempo stattfinden wird. Am Hadrianswall entlang, der an der Grenze zwischen England und Schottland verläuft, werden wir von der Ostküste zur Westküste wandern, von der Nordsee zur Irischen See. Gesamtstrecke: ca. 135 km (84 Meilen).

In Wallsend endet/beginnt der Hadrianswall, und wir sind startklar.

 

 

 

Die Metrostation in Wallsend stimmt uns auch gleich auf das antike Rom ein: Alle Informationen sind zweisprachig: In Englisch und Latein.

84 Meilen liegen vor uns.

Der River Tyne dümeplt hier wenig spektakulär vor sich hin, denn es ist gerade Ebbe. Da der Fluss nahe am Meer liegt, unterliegt er den Gezeiten, d.h. sein Wasser fließt in diesem Bereich mal in diese, mal in die andere Richtung.

Zunächst geht es in Richtung Newcastle am River Tyne entlang, dessen braunes Wasser links von uns ebenfalls in Bewegung ist. Wir sehen hier vor allem  Lastkähne und alte Industrieanlagen, deren einzige Dekoration die kalkweißen Möwen mit ihrem Geschrei sind.

Nach einer Weile taucht die schöne Silhouette von Newcastle auf und wir spazieren durch die lebendige Flaniermeile mit ihren Brücken und Touristen. Rechts von uns liegen lange Zeilen mit luxuriösen Hotels und Bürogebäuden. Sie sind eng zusammengerückt und lassen immer wieder Platz für Seitenstraßen, die wie urbane Adern die Menschen ins Stadtinnere saugen.

Ein Business Center reiht sich ans andere. Alles sieht hübsch und aufgeräumt aus.

 

Hier wurde früher Kohle verladen. Heute stehen die Anlagen unter Denkmalschutz.

Dann erreichen wir die Vororte. Einförmige kleine Bürogebäude liegen auf der einen Seite, aus der Zeit gefallene Kohlenverladeanlagen und Plattenbauten auf der anderen Seite des Flusses. Es ist die Art von Stadtansicht, die man beim Blick aus dem Fenster der S-Bahn vorbeifliegen sieht und bei der man wegdösen kann, bis wieder interessantere Wegabschnitte auftauchen.

Wir fahren aber nicht, wir gehen. Wir schauen uns alles in Ruhe an, auch wenn es nichts Besonderes darstellt.

Im Hintergrund sind die alten Industrieanlagen zu sehen. Und nein – das im Vordergrund bin nicht ich!

Ein paar Jogger kurven um uns herum, und mit der Zeit gelangen wir weg vom Fluss über Waldwege in abgelegene Ortschaften. Sie waren einst das Zuause der Arbeiter, als hier noch Kohle abgebaut wurde.

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Immer wieder sind Überbleibsel aus der Zeit des Kohleabbaus und der Eisenbahnen für den Transport zu finden. Den Wall sehen wir heute noch nicht. In dieser Gegend sind nur Fundamente übriggeblieben, die irgendwo unter Newcastle verlaufen.

Nach sechs Stunden erreichen wir am Nachmittag unsere Unterkunft in Newburn, wo die Koffer schon angeliefert wurden. Der Transportservice funktioniert also.

Wanderung am Hadrianswall:

Tagesstrecke: 18,6 km
Bisherige Strecke: 18,6 km
Reststrecke: ca. 115 km

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Waal-Tag

(Rückblick vom 04.06.2017 )

Acht Jahre sind es heute, dass eins meiner Kinder bei einem Autounfall beinahe ums Leben kam. Pfingstsonntag.

Diesen schweren Gedanken nehme ich mit, als wir vom Hotel aus zum Maiser Waalweg aufbrechen. Waale (= Wasserläufe) sind schmale Kanäle, die es in Südtirol schon seit dem 13. Jahrhundert gibt. Sie wurden rund um Meran gegraben, in den Fels gemeißelt oder in ausgehöhlten Baumstämmen geführt, um Gebirgswasser in die Felder zu leiten. Die Gegend hier gehört zu den trockensten in ganz Italien.

Wir wandern fast drei Stunden lang entlang eines schmalen Wasserkanals unter schattigen Bäumen, an Felswänden entlang, durch Apfelbaumplantagen, vorbei an Höfen und Anwesen.

Ich wundere mich wieder einmal, wie der Straßenlärm des Tals durch irgendwelche physikalischen Eigenarten nach oben getragen wird bis zu unserem Weg. Das beständige Brausen und Rauschen ist das Einzige, was die Idylle hier stört. Erst auf halbem Weg entdecke ich, dass es mitnichten eine Autobahn ist, die diesen Krach veranstaltet, sondern ein reißender Fluss: die Passer. Da stört es mich auf einmal nicht mehr. Ich denke darüber nach, dass ein Fluss, ein unruhiges Meer und Straßenlärm in etwa gleich klingen, aber völlig unterschiedlich wahrgenommen werden.

Als wir den Fluss verlassen und es leiser wird, hören wir nur noch Insektengesumm und das vielstimmige Zwitschern der Vögel in den Ästen über uns. Die Luft ist feucht nach einem Gewitterschauer am Morgen. Es riecht nach Moos und Kräutern. Auf solchen Wegen sollte man achtsames Gehen beherrschen: Es wäre schade, diese Schönheit nicht mit allen Sinnen zu erfassen.

Wenn es meinem Kind gut ginge, wäre es ein perfekter Tag. Acht Jahre. Und immer noch ist alles durcheinander.

 

 

 

Höher gelegene Höhenwege

Mangels Internetempfang ist es hier ruhig gewesen die letzten Tage, dabei waren wir so aktiv! Etwas zeitverzögert also ein paar Eindrücke von den schönen Pfingsttagen, die wir in Meran verbrachten. Der Ort ist wie geschaffen für gepflegtes Wandern, Essen und Promenieren. Für uns aber war es auch ein Trainingslager für die geplante größere Wanderung im Sommer.

Wir starten also mit dem idyllischen Tappeiner Höhenweg 

… machen mit einem noch viel höherer Höhenweg weiter. Das Ende des Tappeinerwegs und die Ortschaft Dorf Tirol liegen nämlich nicht weit auseinander, wie der geliebte Brite auf seiner Wander-App entdeckt, und in Dorf Tirol startet der Apfelweg. Das ist lt. seinen Angaben ein gemütlicher Rundweg durch Dörfer und Apfelplantagen. Was er übersehen hat ist, dass die Entfernung zwischen dem Schlusspunkt des Tappeinerwegs und dem Start des Apfelwegs zwar kurz ist, aber unfassbar viele Höhenmeter dazwischen liegen!

Schimpfend und schweißgebadet, weil der Aufstieg kein Ende nehmen will, dackle ich ihm hinterher.

Am Ziel …

… wäre ich gerne in einen Pool gesprungen, doch es kommt noch schlimmer: Der Apfelweg führt weiter bergauf.

 

Es ist steil, es ist heiß, ich habe schlechte Laune. Auf eine Bergtour war ich nicht eingestellt, ich brauche solche Herausforderungen nicht, davon hab ich im Alltag genug. Und überhaupt. Aber als wir gefühlt einen Dreitausender bezwungen haben und es endlich bergab geht, freue ich mich doch an dem pittoresken Pfad mit seinen weitläufigen Apfelplantagen, Höfen und Schlösslein. Es riecht nach Wiesenblumen und bewässerter Erde, ich lasse mich auf die Ruhe und Abgeschiedenheit ein. Man hört nicht einmal mehr den Lärm der Motorräder im Tal, und dafür muss man schon weit nach oben steigen. Hier aber ist nur noch das Summen der Bienen und Insekten in den Bäumen zu vernehmen.

(Zum Vergrößern bitte die Galerie anklicken)

Etwa zwölf Kilometer sind wir an diesem Tag gewandert und haben auf kurzer Distanz (!) ca. 440 Höhenmeter überwunden. Nicht ganz das, was wir uns für den ersten Tag vorgenommen hatten, aber später beim Abendessen sind wir schon stolz auf uns. Ich fürchte mich ein wenig vor dem nächsten Tag, denn in Meran habe ich ja schon einmal eine unvergessliche Erfahrung gemacht.

 

Heute in der Umgebung von Wolfegg

Bei dem Wetter kann man nicht zu Hause bleiben! Wir sind ein wenig in der Umgebung von Wolfegg herumgewandert, ein paar Bilder hab ich auch mitgebracht.

Ich hoffe, ihr hattet auch einen schönen Sonntag!

Brückentag

„Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken.“
Isaac Newton

(Heute bei einer Wanderung in und um Eriskirch)