1. Tag – Wallsend – Newburn
Jeder ist schon einmal kilometerweit durch eine Stadt gestreift, um bestimmte Dinge zu sehen oder zu erledigen. Wir aber wollen hier nur eins: Weitergehen. Das Ziel ist die Reise, nicht die Ankunft.
Wir sind in Wallsend, was wie ein Ende klingt, für uns aber der Anfang einer zehntägigen Reise ist, die im Schritttempo stattfinden wird. Am Hadrianswall entlang, der an der Grenze zwischen England und Schottland verläuft, werden wir von der Ostküste zur Westküste wandern, von der Nordsee zur Irischen See. Gesamtstrecke: ca. 135 km (84 Meilen).

In Wallsend endet/beginnt der Hadrianswall, und wir sind startklar.
Die Metrostation in Wallsend stimmt uns auch gleich auf das antike Rom ein: Alle Informationen sind zweisprachig: In Englisch und Latein.

84 Meilen liegen vor uns.

Der River Tyne dümeplt hier wenig spektakulär vor sich hin, denn es ist gerade Ebbe. Da der Fluss nahe am Meer liegt, unterliegt er den Gezeiten, d.h. sein Wasser fließt in diesem Bereich mal in diese, mal in die andere Richtung.
Zunächst geht es in Richtung Newcastle am River Tyne entlang, dessen braunes Wasser links von uns ebenfalls in Bewegung ist. Wir sehen hier vor allem Lastkähne und alte Industrieanlagen, deren einzige Dekoration die kalkweißen Möwen mit ihrem Geschrei sind.

Nach einer Weile taucht die schöne Silhouette von Newcastle auf und wir spazieren durch die lebendige Flaniermeile mit ihren Brücken und Touristen. Rechts von uns liegen lange Zeilen mit luxuriösen Hotels und Bürogebäuden. Sie sind eng zusammengerückt und lassen immer wieder Platz für Seitenstraßen, die wie urbane Adern die Menschen ins Stadtinnere saugen.

Ein Business Center reiht sich ans andere. Alles sieht hübsch und aufgeräumt aus.

Hier wurde früher Kohle verladen. Heute stehen die Anlagen unter Denkmalschutz.
Dann erreichen wir die Vororte. Einförmige kleine Bürogebäude liegen auf der einen Seite, aus der Zeit gefallene Kohlenverladeanlagen und Plattenbauten auf der anderen Seite des Flusses. Es ist die Art von Stadtansicht, die man beim Blick aus dem Fenster der S-Bahn vorbeifliegen sieht und bei der man wegdösen kann, bis wieder interessantere Wegabschnitte auftauchen.
Wir fahren aber nicht, wir gehen. Wir schauen uns alles in Ruhe an, auch wenn es nichts Besonderes darstellt.

Im Hintergrund sind die alten Industrieanlagen zu sehen. Und nein – das im Vordergrund bin nicht ich!

Ein paar Jogger kurven um uns herum, und mit der Zeit gelangen wir weg vom Fluss über Waldwege in abgelegene Ortschaften. Sie waren einst das Zuause der Arbeiter, als hier noch Kohle abgebaut wurde.

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Immer wieder sind Überbleibsel aus der Zeit des Kohleabbaus und der Eisenbahnen für den Transport zu finden. Den Wall sehen wir heute noch nicht. In dieser Gegend sind nur Fundamente übriggeblieben, die irgendwo unter Newcastle verlaufen.
Nach sechs Stunden erreichen wir am Nachmittag unsere Unterkunft in Newburn, wo die Koffer schon angeliefert wurden. Der Transportservice funktioniert also.
Wanderung am Hadrianswall:
Tagesstrecke: 18,6 km
Bisherige Strecke: 18,6 km
Reststrecke: ca. 115 km
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